Piwik im Redaktionseinsatz

In vielen Anfragen von verschiedenen Redaktionen wird um die Bereitstellung der Software Piwik gebeten. Doch liefert Piwik einen echten Mehrwert oder wird es doch nur zu einem Schwanzlängenvergleich genutzt?

Es wird zwar immer behauptet, man benötige es zur Messung der Reichweite von einzelnen Artikeln oder Kampagnen – aber in der Praxis erfolgt danach dann doch kein Rückfluss in Form einer Verbesserung des Redaktionsworkflows oder einer Optimierung der Inhaltsgestaltung.

Der oftmals begründete Zweck der Maßnahme ist ja, dass man sich redaktionell anhand des statistischen Feedbacks verbessern könne.
Dieser Zweck wurde jedoch bisher in keinen der von mir beobachteten Redaktionen tatsächlich umgesetzt. Egal ob ein Artikel gute oder schlechte Wertung oder Verbreitung fand – es hatte nie einen merklichen Einfluss darauf, was die Redaktion publizierte oder wie sie es tat.

Unterm Strich lässt sich feststellen, dass die Statistik überwiegend doch nur zum „Schwanzlängenvergleich“ verwendet wird. Oder eben, damit der Redaktionsmitarbeiter zeigen kann, wie erfolgreich er oder sie ist.

Da es oftmals eher qualitativ mittelmäßige Redaktionen sind, reichen die Grafiken & Daten von AWSTATS und Webalizer nicht, da diese nicht sexy genug aussehen um sie weiterzugeben. Aus den Grafiken & Daten dagegen eigene schöne Grafiken zu gestalten,  würde jedoch Arbeit bedeuten und erfordern, dass man eine Infografik gestaltet.

Da ist die Alternative doch viel leichter, „die Techniker“ mögen mal eben Piwik und co installieren und fortan mit eigenen Mitteln pflegen und warten (natürlich umsonst).

Das gilt auch für Statistiken aus Newsletterversand. Hier wird ja mit selber  Argumentation oft behauptet, man bräuchte einen professionellen Dienstleister wie bspw. Cleverreach, anstelle einer simplen Mailverteilerliste.

Wie nun damit umgehen?

Als IT-Dienstleister wollen wir natürlich, dass unsere Kunden das bekommen, was sie brauchen. (Was nicht immer dasselbe sein muss, wie das was sie wünschen).
Gleichzeitig muss es effizient und nachhaltig einsetzbar sein. Daher empfehle ich die Beantwortung der Frage „Piwik – ja oder nein?“ mit Hilfe einer Kostenrechnung.

Die Bereitstellung von PiWik ist immer mit Kosten verbunden, auch wenn diese für sich genommen minimal sind:

  • Zeitkosten zur Verwaltung (Abklärung mit dem Datenschutzbeauftragten / Zugangsberechtigungen; ggf. alle paar Monate neu anzupassen / Dokumentation)
  • Regelmäßige Updates der Software
  • Bereitstellung eines (virtuellen) Servers für Piwik und dessen Datenbank
  • ggf. Nachoptimierung der Skripten aufgrund von Performance-Einbußen auf der Website, die Piwik einbinden soll. (Erinnerung: Webseiten sollten binnen 400 ms ausgeliefert sein).

Bei uns „kostet“ ein virtueller Server an die 1000,- Euro pro Jahr. Bei einer Standardinstallation, die ein Standard Apache und einen Standard MySQL enthält.

Die Installation der Software über Paketierungsdienste geht relativ fix, muss aber dennoch gemacht werden. Ebenso der Update, bei dem man regelmäßig auf Änderungen achten muss, will man nicht Gefahr laufen sich eine Sicherheitslücke einzufangen.
Also ggf. 1x mal pro Monat kontrollieren => 12 * 70,- Euro.

Die stetig im Falle des Personalwechsel notwendigen Absprachen mit dem Datenschutzbeauftragten und der Verwaltung der Infos werden im Jahr zusammen genommen vielleicht bei einer Woche liegen => 40 * 70,- Euro.

Die Performanceoptimierung hingegen? Diese könnte teuer werden, da die Abhängigkeiten zu dem CMS oder dessen Themes vorhanden sind.

Ggf. müsste man den virtuellen Server schneller machen und das MySQL auch nachjustieren. Je nach Größe der Website kann dies notwendig werden. Man könnte zur Not aber drauf verzichten, wenn es eine kleine Website ist und man bereit ist, ein paar Millisekunden (und damit ein paar kleine Punkte beim Google Perfomance-Ranking) zu opfern.

Unterm Strich schätze ich die Kosten für den Einsatz von Piwik für eine zentrale Installation mit nicht häufig wechselnden Personal ohne zusätzliche Performanceoptimierung der Website auf etwa 4000,- Euro pro Jahr.

Dem gegenüber stehen:

  • Vorteile durch eine fast selbsterklärende schöne Statistik
  • Möglichkeit des Rücklaufs der Ergebnisse in den Redaktionsworkflow
  • Mittel zur direkten oder indirekten Erfolgskontrolle

 

Und unterm Strich?

Am Ende sollte man also einen Kostenvergleich anstellen:

Wenn es nur darum geht, eine allgemeine Erfolgskontrolle zu machen, bei es zu keinem Rücklauf in die redaktionelle Workflows kommt, wäre es billiger eine domainspezifische AWSTAT oder Webalizer-Logfile-Auswertung zu betreiben. Die schönen Grafiken, die ein Mitarbeiter dann für seinen Chef vorzeigen will, kann er oder sie mit den dortigen CSV- Exports in Excel erstellen.

Wenn aber tatsächlich eine kontinuierliche und artikelbezogene Erfolgskontrolle mit Reaktion und Optimierung der Prozesse statt findet, dann sind die Kosten von Piwik und co sicherlich zu rechtfertigen.

(Aber auch dies muss kontinuierlich geprüft werden: Ggf. würde aber die gesonderte In-Rechnungsstellung der Dienstleistung Piwik bewirken, dass diese Dienstleistung nur solange genutzt wird, wie sie tatsächlich gebraucht wird).

 

1 Kommentar zu “Piwik im Redaktionseinsatz

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  1. Wirklich interessant ist User-Tracking, was Rückschlüsse auf das Surfverhalten der Besucher liefert. Sowas zu programmieren ist kein Hexenwerk, eine eigens entwickelte Perl-Klasse läuft seit vielen Jahren auf allen meiner Domänen.

    Es ist z.B. zu beobachten, dass es kaum noch Besucher gibt, die meine vorzüglich angelegte Navigation benutzen und mehr als nur eine Seite anschauen. Eine Entwicklung, die etwa vor 15 Jahren einsetzte.

    User-Tracking zeigt mir jedoch auch, dass es doch noch einige Besucher gibt, die wiederkommen. Eine gute Entscheidung war es, anonyme Feedbacks zu ermöglichen, also Feedback ohne Angabe der eMail-Addresse zu erlauben: Einfach nur eine Textarea, das verringert die Hemmschwelle ;)

    MfG