Barrierefreiheit von Webangeboten der Piratenpartei

Das WordPress-Theme Piratenkleider erfüllt weitestgehend die Anforderungen an barrierefreie Webauftritte.
Auch wenn ich selbst bei dem Thema nicht ganz unerfahren bin, hab ich der Objektivität halber und des wertvollen Außenblicks wegen auch eine weitere Expertin (Kerstin Probiesch) hinzugezogen, die einen WCAG-Test durchführte. Die Ergebnisse hieraus mündeten dann auch in der Version 2.x.

Eine Intention für die Arbeiten an diesem Themen war, dass das Ursprungstheme, welches im März 2012 herauskam alles andere andere als barrierefrei war. Dieses Zustand war für mich als solcher nicht haltbar; Und da die ursprünglichen Entwickler nach Abgabe Ihrer “Arbeit” sich nicht mehr sonderlich mit dem Theme beschäftigten und auch nicht mehr auf E-Mails reagierten, blieb daher allein die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen.

Im Verlauf der Arbeiten kam es auch zu Kontakten mit anderen Piraten und Parteigliederungen, die ebenfalls Webauftritte anbieten. Leider musste ich feststellen, daß es um die Barrierefreiheit der meisten Webangebote der Piraten bislang nicht sonderlich gut bestellt ist:
Sehr oft wurden alte, etwas umgestaltete WordPress-Themes verwendet, welche hierauf keinerlei Rücksicht genommen haben. Auch Inhalte werden nur selten ordentlich gegliedert; In Themes vorhandene Überschriften werden leider all zu oft als Ersatzdarstellung für fetten Text verwendet. Genauso wie oft einfach fett markierter Text optisch als Überschrift genutzt wird.

Selbst Webauftritte, die von Personen betrieben werden, welche bereits einige Erfahrung in der IT haben und sich dadurch eigentlich auch mit dem Thema auskennen sollten, zeigten deutliche Mängel.

Um diese unerfreuliche Situation zu ändern wurde ein Antrag entworfen, mit dem verbindliche Regelungen oder zumindest deutliche Empfehlungen für Webangebote der Piratenpartei durchgesetzt werden sollen.
Der Antrag definiert ein Stufenmodell verschiedener Maßnahmen.

Mit Hilfe eines Meinungsbildes soll der Antrag zudem ein gewisses “Gewicht” erhalten. Dieses Meinungsbild wird derzeit im Liquid-Feedback-System der Piratenpartei durchgeführt:

Initiative: ‘Barrierefreiheit von Webangeboten der Piratenpartei’

Ich bitte die Piraten um rege Unterstützung dieses Antrags.

Piraten und Interessierte, die nicht an Liquid Feedback teilnehmen können oder wollen, können ihre Meinung auch im Piratenwiki in der Diskussionseite des Antrags äußern und Anregungen geben.

Der Antrag wurde im Vorfeld der jetzigen Meinungsbildes bereits mit vielen Piraten und anderen Experten besprochen. Der Einfluss auf die Gestaltung des Antrags kann man durchaus auch in der Versionsgeschichte des Antrags im Wiki ablesen.

Für viele Leute die sich in den letzten Jahren für die Barrierefreiheit einsetzten, ist dieser Antrag und das darin insbesondere das Stufenmodell möglicherweise nicht restriktiv genug. Auch meiner persönlichen Ansicht nach, sollte ebenfalls die letzte Stufe bei einer Umsetzung Verwendung finden. Nach vielen Gesprächen musste ich jedoch einsehen, dass eine so starke Verbindlichkeit bei Webangeboten die derzeit vollständig ehrenamtlich erstellt und betrieben werden, kontroproduktiv wäre:

Zum einen könnten einige Ehrenamtliche sich durch die strengen Regeln zu sehr eingeengt fühlen, was sich dann negativ auf die Qualität der Umsetzung auswirken würde. Zum anderen könnten -gerade unter Personen, die fachlich nicht erfahren sind aber doch für die Webangebote zuständig sind- Ängste auf Fehler bei der Umsetzung geweckt werden, die ebenfalls dazu führen, dass nur wenig Änderungen erfolgen.

Wichtig ist daher, dass erstmal eine niedrige „Eintrittshürde“ in die Barrierefreiheit gegeben wird. Dies soll den beteiligten Webmastern Mut machen, mehr zu leisten. Denn es soll ihnen auch zeigen, dass eine barrierefreie Umsetzung doch nicht so schwer ist, wie es immer erscheint; Wenn die Beteiligten erst erkennen, dass es am Ende um einige wenige Grundprinzipien geht, werden sie (hoffentlich) von selbst überzeugt sein. Und dann auch mehr umsetzen.

Dieser Ansatz ist selbstverständlich nicht vergleichbar mit Regeln die sich an den öffentlichen Dienst oder gegen Unternehmen richten. Dort kann und muss man ohne weiteres strenge Regeln und auch Gesetze ansetzen. Im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit jedoch, ist dies nicht möglich. Hier muss man mit Überzeugung ansetzen.